Aluma Jessica Rietze im Porträt
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Alumni Story: Jessica Rietze (Produktgestaltung)

Vom Studium zur Lehre: Jessica Rietze, ehemalige Studentin der Fakultät Design meisterte den Spagat zwischen Familie und Ausbildung und ist inzwischen Lehrkraft an der Hochschule Fulda. Mit einem fundierten Hintergrund in Medizintechnik und Design bringt sie frischen Wind in die Gestaltungsausbildung und inspiriert Studierende zu innovativem Denken. Mehr zu ihrem beruflichen Werdegang gibt es im aktuellen Alumni-Interview.

Sie studierte von 2007 bis 2014 Produktgestaltung (M.A.) an unserer Hochschule. Ihre Masterarbeit beschäftigte sich mit dem Thema „Gestaltung eines medizinischen Therapiegerätes zur Behandlung kindlicher Skoliose" und entstand in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU) Dresden. Hier war sie im Anschluss an die Masterarbeit in der Abteilung Medizintechnik als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig. Im Oktober 2016 zog sie mit ihrer Familie in ihre alte Heimat zurück und wechselte zur Hochschule Fulda, um dort als Lehrkraft für besondere Aufgaben (LfbA) am Fachbereich Angewandte Informatik, Studiengang Digitale Medien zu unterrichten. Von 2018 bis 2022 unterbrach sie ihre Lehrtätigkeit und unterstützte das an der HS Fulda angesiedelte Projekt „GetAll“ (Gesundheitstechnik für die Alltagsbewältigung) im Regionalen Innovationszentrum Gesundheit und Lebensqualität (RIGL Fulda). Seit Januar 2023 arbeitet Jessica Rietze wieder in der Lehre der Hochschule.


Sie haben Ihre Masterarbeit in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU) geschrieben. Wie kam der Kontakt zustande?

Die Gleichstellungsbeauftragte der Fakultät Gestaltung schrieb damals eine Rundmail mit der Info zu Veranstaltungen für Studentinnen. Hier wies sie auf den "Wissenschaftscampus" hin, der vom Fraunhofer IWU Chemnitz eigentlich nur für Absolventinnen und Studentinnen ab dem vierten Fachsemester der Studienrichtungen Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und Informatik angeboten wurde. Auf Nachfrage konnten aber auch interessierte Produktgestalter teilnehmen. So lernte ich in diesen vier Tagen zuerst das IWU Chemnitz kennen, bewarb mich dort für meine Masterarbeit und wurde von der Personalabteilung nach Dresden vermittelt.
 

Was waren Ihre Aufgaben als Designerin am Fraunhofer Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik? Gab es ein Lieblingsprojekt?

Am Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik arbeitete ich in der Abteilung Medizintechnik. In Kooperation mit Medizinern und Herstellern von Medizinprodukten wurden Lösungsansätze für Problemstellungen aus dem klinischen Alltag erarbeitet. Zum Großteil handelte es sich um Implantate und Prothetik, teilweise ging es auch um medizinische Therapiegeräte oder chirurgische Instrumente. Meine Aufgaben waren dabei sehr vielschichtig. Zum einen spielte die Ergonomie und benutzerorientierte Gestaltung bei Entwicklungen in der Medizin eine wichtige Rolle mit dem Ziel, die Anwendung von Medizinprodukten leicht verständlich und sicher zu gestalten, um so Benutzungsfehler auf ein Minimum zu reduzieren. Weitere Arbeitsbereiche lagen in der Erprobung von Funktionsmustern und der Visualisierung von Forschungs- und Entwicklungsergebnissen. Auch die Gestaltung der Interaktion mit Messedemonstratoren fiel beispielsweise in meinen Aufgabenbereich.


Welchen Ratschlag würden Sie Absolventinnen und Absolventen geben, die als Designer an einem Forschungsinstitut mit naturwissenschaftlicher oder technologischer Ausrichtung arbeiten möchten?

Generell hat es sich als sehr sinnvoll und wichtig erwiesen, auch als Gestalter systematisch zu arbeiten und Designentscheidungen gegenüber anderen Disziplinen klar argumentieren zu können, um so den Mehrwert, der durch Design entsteht, deutlich zu machen. Denn leider haben viele Fachbereiche noch ein falsches oder verzerrtes Bild von der Arbeit eines Designers. Insbesondere muss man sich auf die interdisziplinäre Arbeit mit Ingenieur*innen einlassen, welche oft keine Notwendigkeit für Designarbeit sehen. Häufig sind die in Forschungsinstituten erarbeiteten Lösungen technisch hoch innovativ und sinnvoll einzusetzen, nur fehlt es an einer endnutzerorientierten Sichtweise auf das Produkt und an einer entsprechenden Umsetzung. Und genau hier setzt das Design an.


Sie arbeiten inzwischen als Lehrkraft an der Hochschule Fulda. Was sind dort Ihre Aufgaben, wie kann man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen? Was gefällt Ihnen an dieser Tätigkeit besonders?

Als Lehrkraft war ich bisherfür die Module Kommunikationsdesign, Gestaltungsgrundlagen, Medientechnik und Usability Engineering zuständig. Ich konzipiere Lehrinhalte, probiere neue didaktische Methoden aus und versuche den praktischen Anteil meiner Vorlesungen weiter auszubauen und mit theoretischem Input zu verknüpfen. Hier fließen auch immer wieder Ideen aus meiner Studienzeit oder der Zeit am Fraunhofer IWU mit ein.

Wie auch am IWU in Dresden arbeite ich an der HS Fulda mit Personen unterschiedlicher Disziplinen zusammen. Oft liegt der Fokus der Studierenden auf der technischen Umsetzung und ich kann in meinen Vorlesungen, Seminaren und Übungen neue Impulse z. B. zum User-Centered-Design geben, die den Studierenden den Blick weiten sollen. Schön zu sehen ist die positive Entwicklung einiger Studierender im Laufe des Studiums. Vor allem im Wahlpflichtmodul Kommunikationsdesign sehe ich immer wieder große Fortschritte bei den gestalterischen Kompetenzen und kreative Abgaben, die die Studierenden auch später in der Arbeitswelt erfolgreich in ihren Bewerbungsunterlagen einsetzen. Was mir besonders gut gefällt, ist zudem die hohe Flexibilität, die es mir ermöglicht, Familie und Beruf gut miteinander zu vereinbaren.


2011 kam Ihre erste Tochter zur Welt. Wie gelang Ihnen der Spagat zwischen Studium und Familie?

Um Familie und Studium unter einen Hut zu bekommen, musste ich einen Sonderstudienplan einreichen, der die Verteilung der Module auf mehrere Semester vorsah. So konnte ich mit Unterstützung meines Mannes, der zu dieser Zeit durch sein Studium glücklicherweise sehr flexibel war, die geforderten Leistungen für mein Masterstudium erbringen und mich gleichzeitig um meine Tochter kümmern. Auch die flexible Zeiteinteilung zur Leistungserbringung an der Fakultät Design kam mir damals sehr entgegen, da unsere Veranstaltungen meist zu Beginn des Semesters und später in Eigenverantwortung und Konsultationen stattfanden. Herausfordernd war es, in der Schwangerschaft und Stillzeit Tätigkeiten in der Werkstatt an Maschinen und mit bedenklichen Materialien durchzuführen. Trotzdem kann ich eine Elternschaft während des Studiums aufgrund der Flexibilität im Vergleich zum Arbeitsleben nur empfehlen.       


Was sollten Ihrer Meinung nach Studieninteressierte mitbringen, also was für Interessen sollten sie haben, wenn sie sich für den Bachelor bzw. Master Design an der HTWD einschreiben wollen?

Wenn man im Bereich Gestaltung studieren möchte, sollte man Spaß an kreativen und vor allem eigenmotiviertem Arbeiten haben. Da für die Bewerbung eine Mappe mit gestalterischen Arbeiten eingereicht werden muss, ist es hilfreich, wenn man sich vor dem Studium schon mit diesen Themen auseinandergesetzt hat. Optimal ist ein Praktikum in einem Designbüro o. ä., um sich ein Bild von der vielfältigen und abwechslungsreichen Arbeit eines Gestalters machen zu können und um schon eigene kleinere Problemstellungen zu bearbeiten, die evtl. als Grundlage für die Bewerbungsmappe genutzt werden können.


Wie sind Sie damals auf das Designstudium an der HTWD gekommen und was hat Ihnen besonders gut gefallen?

Im Abitur habe ich die beiden Leistungskurse Physik und Kunst gewählt und wollte auch nach der Schule sowohl gestalterische als auch technische Themen verbinden. Nach langer Recherche schien mir der Studiengang Produktgestaltung am geeignetsten, um technisch-pragmatische und kreativ-ästhetische Lösungen für Problemstellungen zu konzipieren. Da gestalterischen Studiengängen meist ein mehrstufiger Eignungstest vorausgeht, bei dem nur eine relativ geringe Anzahl von Studierenden tatsächlich auch einen Studienplatz bekommt, habe ich mich zeitgleich bei fünf Hochschulen in Deutschland beworben. Darunter war auch die HTWD, deren Profil und Lage in Dresden mir sehr gefallen hat. Auch die familiäre Atmosphäre am Fachbereich und die vielseitigen Projekte haben mich damals überzeugt.


Woran denken Sie am liebsten, wenn Sie sich an die Studienzeit in Dresden erinnern?

Sehr gern denke ich an den Teamgeist der Studiengruppen zurück. Hier sind mir vor allem die vielen durchwachten Nächte in den Computerlaboren bzw. in der Modellbau-Werkstatt des Fachbereichs Design in Erinnerung. Vor Abgabe der Prüfungsleistungen am Ende des Semesters war die Arbeit an den Projekten, vor allem an den Prototypen noch mal sehr intensiv. Der gegenseitige Austausch und die Unterstützung meiner Mitstudierenden hat diese anstrengende Zeit zu einer schönen Erinnerung werden lassen. Generell sind mir die familiäre Atmosphäre und der kollegiale Austausch mit ProfessorInnen und MitarbeiterInnen des Fachbereiches Design in sehr guter Erinnerung.

Weitere Dokumente/ Antragsformulare finden Sie hier: https://www.htw-dresden.de/news

Das Design-Studium an der HTWD

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Kontakt

M.Sc. Miriam Walther

Referentin für Alumniarbeit/ Social Media/Webredaktion

M.Sc. Miriam Walther